Die Gutenberg-Bibel ist das erste große Druckwerk, das Johannes Gutenberg in seiner Mainzer Buchdruckwerkstatt herstellte. Die Gutenbergforschung nimmt an, dass mit dem Werk um 1450 begonnen wurde und dass es 1453 in der Erstauflage fertiggestellt war, denn im Jahre 1454 wurde die Bibel bereits zum Kauf angeboten. Es gilt heute als sicher, dass Johannes Gutenberg mit Johannes Fust, seinem Mainzer Geldgeber, und mit Peter Schöffer eine Gemeinschaftsdruckerei unterhielt, in der er mit einer Anzahl von weiteren Setzern und Druckern, die bei ihm in Brot und Lohn standen, den Satz wie auch den Druck der Bibel herstellte. Eine solche Druckwerkstatt wird auch als Offizin genannt, so wie auch die Arbeitsraum einer Apotheke zur Arzneiherstellung bezeichnet wird.


Die Abbildung zeigt die erste Seite des Buches GENESIS aus der Göttinger Gutenberg-Bibel. Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen.

Die gesamte Ausgabe der Göttinger Gutenberg-Bibel wurde digitalisert und ist unter www.gutenbergdigital.de als CD-ROM erhältlich.

Als Textvorlage diente eine in lateinischer Sprache abgefaßte Bibel, die seit dem 4. Jh. allgemein verbreitet war (und daher auch Vulgata genannt wurde) und die Gutenberg in einer rheinischen Ausgabe mit einer Pariser Textform des 13. Jh. zur Verfügung stand. Als Vorlage für seine Drucktypen verwendete Gutenberg eine geschriebene gotische Missale-Schrift, die in kirchlichen Meßbüchern verwendet wurde und in der Schriftkunde zur Hauptgruppe der gebrochenen Schriften oder Frakturschriften gezählt wird. Sie stand in ihrem Erscheinungsbild, das vor allem die senkrechten Linien streng betonte, ganz im Gegensatz zu den in früheren Zeiten gebräuchlichen runden Schriften. Die von Gutenberg verwendete Schrift ließ die fertig gedruckte Seite wie ein Gewebe erscheinen, weshalb aus dem lateinischen „Textura“ (= Gewebe) das deutsche Lehnwort „Textur“ abgeleitet wurde. Die Textur der Gutenberg-Bibel entspricht nach dem typografischen Maßsystems, das auch den Schriftgraden der neuzeitlichen PC-Schreibprogrammen zugrunde liegt, einer Schriftgröße von 20 Punkt.


Das Bild zeigt die Papierausgabe eines vollständig erhaltenen Exemplars der 42-zeiligen Gutenbergbibel, wie sie in der Schatzkammer des Mainzer Gutenbergmuseums zu sehen ist.

Aus den einzelnen Bleilettern der Textur setzten Gutenberg und seine Gehilfen das gesamte Bibelwerk, Zeile um Zeile und Spalte um Spalte zu insgesamt 1286 Seiten zusammen. Jede Seite umfaßte in der Regel zwei Spalten mit jeweils 42 Zeilen, daher der Name der Bibel. Es gibt allerdings auch Seiten, deren Zeilenanzahl  nur 40 oder 41 beträgt, was mit späteren Neu- und Ergänzungsdrucken zusammenhängt. Für den Satz des Bibeltextes lagen in den Setzkästen der Werkstatt insgesamt 290 verschiedene Drucktypen bereit, neben den Einzelbuchstaben des damals gebräuchlichen Alphabets auch besondere Typen für Abkürzungen, Ligaturen ( wie ch, ck, ss, st, usw.) oder schmale und breite Buchstaben. Eine Kunst des Setzers war es nämlich, alle Zeilen der Bibel als „Glatter Satz“ (Blocksatz), also mit stets  gleicher Zeilenbreite, zu setzen.


Eine Weinpresse (Bild links) diente Gutenberg als Vorbild für die von ihm entwickelte Druckpresse (Bild rechts), so wie sie heute im Mainzer Gutenberg-Museum zu sehen ist.

Gedruckt wurde das Werk auf einer zur Druckpresse umgebauten Spindelpresse, wie sie seinerzeit zur Wein- aber auch zur Papierherstellung benutzt wurde. Schon in seiner Straßburger Zeit ließ sich Johannes Gutenberg 1436 von dem Drechsler Conrad Saspach eine solche hölzerne Spindelpresse bauen. Die fertig gesetzte Seite stand dabei auf dem Druckstock und wurde vom Drucker unter Verwendung von halbkugelförmigen Lederballen mit der Druckerschwärze eingefärbt. Gleichzeitig wurde im Anlegerahmen der zu bedruckende Stoff aus angefeuchtetem Papier oder Pergament eingepaßt und mit mehreren Nadeln ("Punkturen") fixiert. Dann wurde der Anlegerahmen nach innen zugeklappt, so daß die gesetzte Seite mit dem Bedruckstoff in Kontakt kam. Nun konnte der gesamte Druckstock vorsichtig unter die Presse gefahren werden und unter einem kurzen starken Druck zusammengepreßt werden. Schließlich wurde der Druckstock aus der Presse wieder herausgefahren, so daß der Anlegerahmen geöffnet und das fertig bedruckte Blatt entnommen, geprüft und zum Trocknen aufgehängt werden konnte. Die kunstvolle Ausgestaltung einzelner Bibelseiten mit Rankwerk und großen Initialen sowie die Auszeichnung einzelner Buchstaben mit roter Farbe besorgten die Rubrikatoren und Illustratoren nach dem Druck und ausnahmslos  in Handarbeit. Aus eigens hierzu hergestellten Musterbüchern erfuhren sie alles Wissenswerte und genaue Anweisungen für ihre künstlerische Arbeit.

Die Auflagenhöhe der Gutenbergbibel, die normalerweise in zwei Bänden mit 324 und 319 Blättern gebunden war, wird heute auf insgesamt 180 Exemplare geschätzt, von denen etwa 150 auf Papier und 30 auf Pergament gedruckt waren. Mehr oder weniger vollständig erhalten geblieben sind davon elf Pergament- und 35 Papierausgaben, zusammen also 46 Exemplare und damit rund 25 Prozent der ursprünglichen Gesamtauflage. Sie sind über die ganze Welt verteilt.

Die Gutenberg-Bibel genoß von Anfang an eine außergewöhnlich hohe Wertschätzung, was sich auch in der Entwicklung ihres Verkaufspreises widerspiegelt. Einer Notiz aus dem 15. Jh. nach wird der Preis für ein Exemplar der B 42 mit 100 Gulden angegeben. Zum Vergleich: allein das Papier hatte insgesamt mindestens 300 Gulden, das Pergament (pro Exemplar waren 80 Häute erforderlich) weitere 240 Gulden gekostet. Im Jahre 1793 kostet ein vollständiges Papierexemplar 2000 Mark, 1878 ein unvollständiges bereits 50.000 Francs und 1926 eine vollständige Pergamentausgabe 250.000 Dollar. Der Verkauf von drei Papierexemplaren 1978 in New York ergab Preise zwischen 1,8 und 2,4 Millionen Dollar. Somit ist die Gutenberg-Bibel zwar nicht das teuerste Buch der Welt geworden, wohl aber die höchstbezahlteste Druckschrift.

Sie können sich die Gutenberg-Bibel in der Göttinger Ausgabe Seite für Seite im Internet in Ruhe ansehen. Hier geht es zu gutenberg-digital


Oder Sie verschaffen sich einen umfassenden Einblick in die schwarze Kunst und besuchen das Gutenberg-Museum in Mainz. Mehr dazu hier.