Johannes Gutenberg

Es sind nur wenige Dokumente vorhanden, die über den Lebenslauf Gutenbergs Auskunft geben. Auch sein Geburtsdatum ist nicht bekannt. Verschiedene Berechnungen aufgrund späterer Archivalien weisen auf einen ungenauen Zeitraum von 1393 bis 1403. Durch internationale Übereinkunft wurde schließlich im Jahr 1900 als Geburtsjahr 1400 festgelegt, weswegen im Jahr 2000 das 600. Geburtsjahr gefeiert werden konnte.

Wie Johannes Gutenberg tatsächlich ausgesehen hat, wissen wir nicht; es gibt keine authentische Überlieferung seiner äußeren Gestalt. Das Portrait in der Bildmitte ist als Gutenberg-Darstellung besonders beliebt und hat große Ähnlichkeit mit einer Darstellung des Johannes Fust.

Prägend für unsere heutige Vorstellung von Gutenberg sind vor allem Denkmäler aus dem 19. Jahrhundert, durch die eine romantische Verherrlichung seine Person umgesetzt wurde. Das 1837 in Mainz errichtete Gutenberg-Denkmal des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen steht beispielhaft für diesen Typus. Es steht heute auf dem Gutenbergplatz gegenüber dem Staatstheater.

Ganz im Gegensatz dazu zeigt die 1962 von Väinö Aaltonen in Helsinki geschaffene Bronzebüste einen überlebensgroßen nüchternen Charakterkopf mit konzentrierter, nachdenklicher Ausstrahlung. Diese Büste steht heute vor dem Gutenberg-Museum in Mainz. (Foto: hwb/2008)

Johannes (in Mainz auch Hennchen, Hegin oder Henne) Gutenberg kam als zweiter Sohn des Mainzer Bürgers und Kaufmanns Friedrich (Friele) Gensfleisch zu Laden und dessen Ehefrau Else Wirich zum steinen Krame zur Welt. Als altes Geschlecht gehörte die Familie zur Mainzer Oberschicht, die auch als Patrizier bezeichnet wurden. Den Namen Gutenberg führte die Familie erst in den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts nach ihrer Wohnstätte "zum Gutenberg" in Mainz (heute Ecke Schuster- und Christofstraße). Der weitläufige Hof war seit dem frühen 14. Jahrhundert in Familienbesitz, bot Platz für mehrere Familien und gewiss auch für eine Druckwerkstatt.

Bild links: Die Kurfürstliche Burg in Eltville (Bild: DXR - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0)

Am 15. August 1411 zogen 117 Patrizier kurzfristig aus Mainz aus, um in einer Auseinandersetzung mit den Zünften ihrem Anspruch auf die Privilegien der Steuer- und Zollfreiheit Nachdruck zu verleihen. Darunter war auch Vater Friele Gensfleisch mit Frau und Kindern. Auch Frieles Brüder Ortlieb zur Laden und Petermann zur Laden gehörten zu den Asylanten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit zog die Familie in das rechtrheinische Städtchen Eltville, wo die Mutter Else Wirich ein größeres Haus an der Ringmauer besaß. Gutenbergs Mutter stammte aus einer vermögenden bürgerlichen Familie. Ganz in der Nähe des Weinstädtchens Eltville lag das schon zu dieser Zeit berühmt gewordene Zisterzienzerkloster Eberbach. Nachdem ein politischer Vergleich zwischen den Patriziern und Zünften zustande gekommen war, kehrte die Familie im Herbst 1411 nach Mainz zurück. Doch schon im Winter 1412/1413 zwangen Hungerkrawalle die Familie, Mainz erneut zu verlassen, was Johannes Gutenberg in seinem Leben noch öfters widerfahren sollte.

Bild rechts: Die Gutenberg Gedenkstätte in der Burg Eltville
(Bild: Muck - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0)

Auch wenn nichts Konkretes über die Ausbildung des Patriziersohnes bekannt ist, so geht man doch allgemein davon aus, dass Gutenberg zumindest eine Lateinschule besucht haben muss. Sehr gute Lateinkenntnisse waren schließlich unerlässlich, um eine solch epochale Erfindung machen zu können, bzw. ein so ehrgeiziges Unternehmen wie den Druck der in Latein verfassten Vulgata anzugehen. Viele Söhne aus Mainzer Patrizierfamilien absolvierten nach dem Besuch der Lateinschule ein Studium in Erfurt. Auch für Gutenberg könnte dies zutreffen: 1418/19 war ein »Johannes de Alta villa« (Eltville) an der Universität von Erfurt eingeschrieben.

1428 verließ Gutenberg, nun als erwachsener Mann und wohl ohne seine Familie, Mainz abermals. Diesmal drohte der finanzielle Bankrott der städtischen Finanzen, woraufhin die Zünfte das Regiment übernahmen. Sicher ist, dass Gutenberg sich ab dem 16. Januar 1430 nicht mehr in Mainz aufhielt. Erst 1434 ist er urkundlich in Straßburg belegt. Dort erteilte er 1437 einem Straßburger Bürger Unterricht im "Polieren und Schleifen von Edelsteinen", was ihn als Goldschmiedemeister auszeichnet. Er beteiligte sich ferner an einer Unternehmung, die Pilgerspiegel für eine Reliquienschau in Aachen im Jahre 1440 herstellte. Mit den so genannten "Heiltumsspiegeln" hofften die Pilger etwas vom Segensschein der Reliquien einzufangen und nach Hause bringen zu können. Für diese beliebten Spiegel aus einer Blei-Zinn-Legierung waren die Kenntnisse von Gusstechniken unabdingbar. Eine erste Gelegenheit also für Gutenberg, den Erfahrungsschatz für sein späteres Unternehmen zu vertiefen

Die Quellen legen nahe, dass er bereits in Straßburg mit dem Buchdruck experimentiert hat. Er bewohnte ein Haus in Sankt Arbogast, das abgelegen vor den Toren der Stadt nahe beim gleichnamigen Kloster stand. Dort betrieb er das vor der Öffentlichkeit geheim gehaltene Projekt der „Aventur und Kunst“. In Straßburger Prozessakten von 1439 wird berichtet, dass Gutenberg sich bei dem Kistner, also Kistenmacher oder Schreiner, Konrad Saspach eine Presse bestellt hatte, die zum Drucken vorgesehen war. Es handelte sich um eine nach den Plänen und Vorstellungen Gutenbergs umgebaute Weinpresse. Neu an dieser Druckpresse war ein Karren, auf dem eine Druckform festgemacht war und der unter die Spindel ein- und ausgefahren werden konnte. Neu war auch der Deckel und der Rahmen zur Aufnahme des Papiers. Und neu war schließlich auch die von der Spindelspitze ausgehende  Druckübertragung, die nun anstelle auf die „Pfanne“ der Weinpresse auf den „Tiegel“ der Druckpresse wirkte. Es kann heute als sicher gelten, dass diese von Konrad Saspach nach den Anweisungen Gutenbergs gebaute Presse das Grundmodell der Buchdruckpressen war, die in den kommenden Jahrhunderten in ganz Europa zum Einsatz kommen sollten.

Was Gutenberg zwischen 1444 und 1448 getan hat, wissen wir nicht. Erst am 17. Oktober 1448 lässt er sich wieder in Mainz nachweisen. An diesem Tag nahm er eine Anleihe von 150 Gulden bei seinem Vetter Arnold Gelthus auf. Er suchte Kontakt zu weiteren Geldgebern wie dem Mainzer Kaufmann Johannes Fust.

 

 Die Bildunterschrift lautet übersetzt: »Johannes Fust oder Faust, Gesellschafter von Johannes Gutenberg, Erfinder der Kunst des Druckens in der Stadt Mainz um das Jahr 1450.«

Bildnis des Johannes Fust (*um 1400 † 1466)


Dieser gab ihm 1449 einen zinslosen Kredit von 800 Gulden und erhielt dafür als Pfand die vom Geld angeschafften Gerätschaften. Um 1450 waren Gutenbergs Experimente soweit gediehen, dass er an den Satz und Druck von Einblattdrucken und umfangreichen Büchern gehen konnte. Dies waren Ablassbriefe, Kalender und Wörterbücher.

1452 gab Fust ein zweites Darlehen von 800 Gulden, das konkret für das gemeinsame "Werk der Bücher", den Druck der 42-zeiligen Bibel (B 42), gedacht war. Kurz vor Beendigung des Bibeldrucks kam es zum Bruch zwischen Fust und Gutenberg. Fust warf Gutenberg 1455 vor, die Gelder, die ausschließlich für den Druck der Bibel bestimmt waren, für andere Druckvorhaben zweckentfremdet zu haben. Im Rechtsstreit unterlag Gutenberg und musste die gesamte Werkstatt und die Hälfte der Bibelexemplare an Fust abtreten. Das so genannte "Helmaspergersche Notariatsinstrument" des gleichnamigen Notars gibt Auskunft über diesen Vorgang. Im Anschluss daran führte Fust die Werkstatt unter Mithilfe eines ehemaligen Gesellen Gutenbergs, Peter Schöffer, mit Erfolg weiter. Auch Gutenberg arbeitete anschließend in einer kleineren Druckerei. Nach dem Prozess mit Fust fand er zunächst bei Freunden in Eltville Zuflucht und beteiligte sich dort am Aufbau der Bechtermünze-Druckerei.

 

Wichtiges Dokument der Gutenberg-Forschung: Das erhalten gebliebene »Helmaspergersche Notariatsinstrument«, die Urkunde über den Prozess von Johannes Fust gegen Johannes Gutenberg

Wenige Jahre später widerfuhr ihm eine späte Genugtuung durch Adolf von Nassau, der nach der großen Stiftsfede mit seinen Truppen die Stadt Mainz erobert hatte. Als amtierender Erzbischof von Mainz würdigte er in einem Schreiben an Johannes Gutenberg dessen Verdienste und ernannte ihn am 17. Januar 1465 zum Hofmann. Diese Ernennung war verbunden mit der Befreiung von allen Diensten, Lasten und Steuern. Dazu bekam er jährlich eine Hoftracht, wie sie nur Adligen zustand, sowie zwanzig Malter Korn und zwei Fuder Wein. Gutenberg hatte zu dieser Zeit Eltville verlassen und wohnte und arbeitete wieder in Mainz.

Die zollfrei nach Mainz gelieferten Mengen in den damals gültigen Hohlmaßen Malter und Fuder entsprechen nach heutigen Maßen etwa 20 Doppelzentner Korn und zwei tausend Liter Wein. Auf diese Weise verbrachte Johannes Gutenberg in sozial gesicherter Stellung seinen Lebensabend in seiner Heimatstadt Mainz bis zu seinem Tod 1468. Im Gegensatz zu seinem Geburtstag konnte das genaue Sterbedatum durch einen handschriftlichen Eintrag in einem Frühdruck belegt werden. Dort steht, dass »uff sant blasius tag … der ersam Meister Henne Gensfleiss« starb, das heißt am 3. Februar 1468.

 

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