Zur Geschichte der Stadt Ottweiler

Historiker und Heimatkundler haben die Ottweiler Stadtgeschichte gründlich erforscht und uns ausführliche Berichte und Bilder der verschiedenen Epochen hinterlassen, am lebendigsten aus der jüngeren Zeit. Aber gerade diese jüngere, für uns heute am ehesten noch nachvollziehbare Zeit hat noch weiße Flecken, wie unbeschriebene Seiten in einem Buch. Es sind die noch unbeschriebenen Seiten mit den dunkelsten Kapiteln unserer Stadtgeschichte. Erst seit wenigen Jahren versuchen engagierte Menschen in Ottweiler, Licht in das Dunkel dieser Zeit zu bringen. Ihre Arbeit richtet sich gegen das Vergessen.

Denn es ist wahr: Zur Geschichte Ottweilers gehören nicht nur die Klostergeschichte, die Geschichte der Kirchengemeinden und der Grafen- und Fürstenzeit, sondern auch jene dunklen Kapitel, über die bisher erst in Ansätzen fundierte Forschungen vorliegen. Damit meine ich den Zeitraum von mehr als 150 Jahren, in dem hier in Ottweiler eine blühende jüdische Gemeinde bestanden hatte. Diese sich aus deutschen Staatsbürgern jüdischen Glaubens zusammensetzende Gemeinde wurde im Zuge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von deutschen Mitbürgern radikal ausgelöscht. Ein Teil der Erinnerungskultur an dieses Geschehen wird auf der Seite »Stolpersteine« dargestellt. Mein Ziel ist es jedoch, die Geschichte der Ottweiler Juden auch als Teil der Ottweiler Stadtgeschichte in angemessener Weise erfahrbar zu machen.

Die Zahl der Menschen in Ottweiler, die das alles selbst erlebt haben, die Zeitzeugen waren, verringert sich naturgemäß von Jahr zu Jahr. Umso wichtiger ist es, den Nachgeborenen eine Möglichkeit der Erinnerung zu hinterlassen. Damit sie wissen und vielleicht begreifen, was damals geschah.

»SICH ERINNERN BRINGT ERLÖSUNG VERDRÄNGEN HÄLT DIE ERLÖSUNG AUF«

Inschrift auf dem Gedenkstein an den Pogrom gegen die Ottweiler Juden im Fornarohof  

Ottweiler, im März 2020



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