Stolpersteine in Ottweiler

4. Verlegeaktion am 30. Oktober 2018


Das Projekt »Stolpersteine«, das im Jahre 2013 durch den Beschluss des Ottweiler Stadtrates ins Leben gerufen wurde, erinnert an die Schicksale jüdischer Familien, politisch Verfolgter und Euthanasieopfer aus Ottweiler während der Zeit des Nationalsozialismus. Nachdem durch drei Verlegeaktionen in den Jahren 2014, 2015 und 2016 mit insgesamt 30 Solpersteinen der ehemaligen jüdischen Mitbürgern Ottweilers gedacht wurde, stand die 4. Verlegeaktion am 30. Oktober 2018 im Zeichen der politischen Verfolgung von 13 Ottweiler Bürgern durch das NS-Regime.

Zu diesen politisch Verfolgten gehörten fünf Angehörige der Familie Pabst in der Goethestraße, sieben Mitglieder aus den Familien Friedrich John und Hermann John in der Straße Gäßling 25 und als Einzelperson Heinrich Werner in der Wilhelm-Heinrich-Straße 26.

Gunter Demnig, der Begründer des europaweit größten dezentralen Mahnmals »Stolpersteine« war zum vierten Mal nach Ottweiler gekommen, um persönlich die Steine zu verlegen. Der Künstler aus Köln war wenige Tage zuvor, am 27. Oktober 71 Jahre alt geworden. Trotz nasskaltem Oktoberwetter wurde seine Arbeit von einer großen Zahl von Besuchern der Veranstaltung interessiert begleitet. Während der Verlegung der Stolpersteine trugen Schülerinnen und Schüler der Anton-Hansen-Schule und des Gymnasiums Ottweiler die Schicksale der von der Verfolgung Betroffenen vor. Nach der Verlegung legten sie für jede Person eine rote Rose neben dem Stein nieder.

Die Familie Pabst, Goethestraße 13



Die kommunistisch geprägte Familie Pabst war nach dem Saarreferendum vom 13. Januar 1935 nach Frankreich emigriert. Dies waren die Eheleute Ernst und Charlotte Maria Pabst mit ihren Kindern Berta Sophie, Otto, Kurt und Walter. Sechs Jahre später wollte die Familie nach Ottweiler zurückkehren. Beim Grenzübertritt wurden Ernst, Otto, Walter und Kurt Pabst von der Gestapo verhaftet und wegen kommunistischer Umtriebe im Saarbrücker Gefängnis Lerchesflur inhaftiert.

Otto Pabst wurde nach seiner Saarbrücker Haft in das KZ Dachau deportiert und von dort nach Ausschwitz, wo er am 26. Dezember 1943 ermordet wurde.

Kurt Pabst kam zunächst ebenfalls nach Dachau und von dort 1943 ins KZ Mauthausen, aus dem er befreit wurde. Sein Bruder Walter wurde 1942 ins KZ Sachsenhausen deportiert und konnte ebenfalls befreit werden. Ihre Schwester Berta, mit Herbert Maas verheiratet kehrte nach ihrer Flucht nach Frankreich 1941 heim und konnte mit Hilfe überleben. Ihr Mann Herbert wurde nach seiner Verhaftung 1941 ins KZ Sachsenhausen deportiert, aus dem er im April 1944 entlassen wurde. Er starb nur eineinhalb Jahre, nach Angaben seiner Frau an den Folgen des KZ-Aufenthaltes.

Die Familien Friedrich John und Hermann John, Gäßling 25



Die Familie John war sozialdemokratisch geprägt und trat beim Referendum 1935 für den Status quo bei der Lösung der Saarfrage ein. Damit stellte sie sich in Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. Nach der Abstimmung emigrierte die Familie nach Frankreich. Fünf Familienmitglieder konnten zum Teil noch während des Krieges nach Ottweiler heimkehren. Karl Friedrich John wurde jedoch verhaftet und wegen "Hochverrat" verurteilt und im Gefängnis Siegburg inhaftiert; er starb am 3. Oktober 1941.

Hermann John wurde am 18. Juli 1898 in Ottweiler geboren. Er war Mitglied und Funktionär der S.P.D.-Ortgruppe Ottweiler, des "Sozialistischen Schutzbundes (Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold)" und Vorsitzender des Ortskartells der "Freien Gewerkschaften", zudem auch Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt. Auch er emigrierte 1935 mit der Familie  nach Frankreich, wurde 1943 verhaftet, kam zunächst ins Saarbrücker Gefängnis Lerchesflur, danach nach Anklage wegen Hoch- und Landesverrates ins Gefängnis Stuttgart, wo er befreit wurde. Er verstarb am 25. August 1953, nachdem er in der Haft eine dauerhafte Lungenkrankheit erlitten hatte.

Heinrich Werner, Wilhelm-Heinrich-Straße 26

 


 

Heinrich Werner, am 27. Januar 1908 in Ottweiler geboren, war das älteste von sechs Kindern der Eheleute Adam Werner und Charlotte, geb. Klein.

Ab 1931 engagierte er sich politisch im "Roten Frontkämpferbund (RKB)", einem paramilitärischen Kampfverband der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). 1936 folgte er "dem Ruf der Partei zum Kampf in den internationalen Brigaden" und schloss sich dem Bataillon Edgar André in Spanien an. 1939 wurde Heinrich Werner verhaftet und nach der Übergabe an die Gestapo ins Gefängnis Frankfurt am Main verschleppt. Dort verbüßte er eine eineinhalbjährige Haftstrafe wegen Vorbereitung zum Hochverrat, zu der er vom Oberlandesgericht Stuttgart verurteilt worden war. Am 23. Februar 1942 wurde er in das KZ Dachau deportiert, wo er am 15. März 1942 ermordet wurde.

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