Stolpersteine in Ottweiler

2. Verlegeaktion am 21. April 2015

 

Der Künstler Gunter Demnig war am Dienstag, 21. April erneut in Ottweiler und verlegte im Rahmen der zweiten Verlegeaktion in der Enggaß und in der Martin-Luther-Straße insgesamt elf neue Stolpersteine vor den letzten Wohnstätten Ottweiler Juden. Auch in diesem Jahr erfuhr diese Aktion eine große Resonanz in der Öffentlichkeit. Alle elf Steine konnten durch Spenden finanziert werden.

Die nachfolgenden biografischen Skizzen sind der Begleitschrift zur Verlegeaktion der Stolpersteine entnommen. 

 

Zum Gedenken an die Ottweiler Familien SALM

Die diesjährige Aktion galt dem Andenken an drei Familien des Namens Salm, die einmal in Ottweiler ansässig waren und die nach 1935 leidvoll erfahren mussten, dass die Stadt ihnen kein dauerhaftes Heimatrecht gewähren werde.

Familie Artur Salm

Das Haus der Familie Artur Salm stand in der hinteren Martin-Luther-Straße stadtauswärts auf der rechten Seite und wurde nach dem Krieg abgetragen.

Die Familie hatte Ottweiler kurz vor der berüchtigten »Aktion Bürckel« fluchtartig nach Frankreich verlassen können. Der Vater Artur wurde in Frankreich verhaftet und im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Seine Ehefrau und die beiden Töchter überlebten in Frankreich und sahen sich nach dem Krieg, mittellos, einer Umwelt gegenüber, die nicht mehr damit gerechnet hatte, dass Juden zurückkommen. 

Die vier Stolpersteine für diese Familie wurden vor dem Parkplatz neben dem Dienstgebäude II des Landratsamtes verlegt.

Familie Max Salm

Auch das Haus der Familie Max Salm in der Martin-Luther-Straße steht nicht mehr. Es wurde beim Bombenangriff am 12. September 1944 zusammen mit der gesamten Häuserzeile zerstört.

Max Salm war mit seiner Frau Emilie (Milli) im Jahre 1890 nach Ottweiler gekommen und hatte sich als Viehhändler hier niedergelassen. Die beiden Kinder Fritz und Ilse kamen hier zur Welt. Im Zuge der »Aktion Bürkel« erfolgte dann am 22.10.1940 die Deportation der gesamten Familie nach Gurs. Max wurde in Drancy interniert und in Majdanek ermordet, Milli und die Kinder Fritz und Ilse in Auschwitz ermordet.

Auch die vier Stolpersteine der Familie Max Salm wurden vor dem Parkplatz in der Martin-Luther-Straße verlegt.

Familie Julius Salm

Im Haus Enggaß 5, in dem die Familie Julius Salm wohnte, befindet sich heute das bekannte Modehaus Neufang-Rennwald. Damals trug die Enggaß den Namen Friedrichstraße.

Julius Salm war 1918 von Ottweiler nach Dortmund gezogen und hatte dort 1921 die aus Falkenstein in Westpommern zugereiste Erna Lewin geheiratet. 1923 kam in Dortmund der Sohn Kurt zur Welt. 1930 übersiedelte die Familie nach Ottweiler, wo sich der Vater als Kaufmann etablieren konnte. Nach der Volksabstimmung im Saarland des Jahres 1935 flüchtete die Familie nach Paris. Julius Salm eröffnete dort eine Fabrik zur Schlipsherstellung, verstarb aber bereits im Jahre 1939. Erna Salm floh mit ihrem Sohn Kurt nach Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und Frankreich nach Lyon. Nach der Besetzung der Stadt durch deutsche Truppen im Jahre 1942 lebten beide dort im Untergrund, aus Furcht vor der Verfolgung. Kurt Salm wurde während einer großen Razzia im Mai 1944 entdeckt, nach Auschwitz deportiert und 1945 in Buchenwald ermordet. Erna Salm blieb allein zurück. Nach der Befreiung im August 1944 war sie völlig mittellos, auf sich allein gestellt und durch das Leben im Untergrund gesundheitlich stark geschwächt. Sie verwahrloste immer mehr, bevor sie schließlich bei Bekannten in Israel unterkommen konnte. Vielleicht hat sie dort für ihre letzten Tage noch einmal das Gefühl von Heimat erfahren dürfen.

Die drei Stolpersteine für die Familie Julius Salm wurden direkt vor dem Haus Enggaß 5 in das Pflaster verlegt.

 

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